Flora Fessler


Portfolio | Urban Design
ausgewählte Arbeiten


Schon früh zeigte sich meine Leidenschaft, städtische Räume zu lesen, zu interpretieren und zu imaginieren. Wie in einem guten Roman erzählen sie eine Geschichte, die es erlaubt, uns in ihr wiederzufinden und uns über sie in Beziehung zueinander zu setzen – zu anderen Mitmenschen ebenso wie zu Dingen, die unseren urbanen, aber auch suburbanen Alltag bestimmen.

Als Urban Designerin ergründe ich stadträumliche Situationen in ihren Entstehungs- und Entwicklungszusammenhängen, um dann – gemeinsam mit anderen StadtproduzentInnen und Mit-GestalterInnen – an der Ausformulierung zukunftsträchtiger Umsetzungen mitzuwirken. Mit meiner Arbeit möchte ich einen Beitrag dazu leisten, das Gestaltungspotential des Bestehenden zu analysieren, Möglichkeiten der Veränderung auszuloten und sichtbar zu machen, um an dem bislang noch offenen Ausgang der Geschichte fortzuschreiben.


Flora Fessler, B.A. M.Sc.


Performing the playful city

Urban Design Thesis


research & Design transfer

Thesis-Vorbereitung


home-making

Urban Design Projekt 2

Urban Design Thesis


Die im Rahmen meiner Masterthesis „Performing the playful City“ entstandene „ethnographische Exploration bewegend-spielerischer Raumaneignung durch Parkour“ widmet sich der freien Kunst der Fortbewegung. Als Gegenkultur verdeutlicht die Bewegungsphilosophie des Parkour nicht nur unkonventionelle Spielräume im Stadtraum, sondern kontrastiert auch herkömmliche Tendenzen im Design, in der Steuerung, der Funktion und Organisation öffentlicher Räume. Da dieser außergewöhnlichen Freizeitpraxis (genauso wie Räumen auch) die Tendenz der zunehmenden Normierung, Reglementierung und Institutionalisierung innewohnt, eignet sie sich als ideale Case Study. Anhand dieser werden materielle und immaterielle urbane Möglichkeitsfelder aufgezeigt und neben der Stadt(-Gestalt) auch städtische Diskurse kritisch beleuchtet. Genauer untersucht wird neben der Verhandlung öffentlicher Räume als multifunktionale Spielräume auch die Debatte über die Stadt Hamburg als „Global Active City“.

Die dialogische Aufbereitung der theoretischen und empirischen Forschungsergebnisse erfolgt kapitelweise innerhalb der drei Analyseebenen „performing the body and body space(s)“, „performing embodied space(s)“ und „performing city space(s)“. Drei Exkurse zur kapitalistischen Steigerungslogik des Unternehmens Stadt und der Frage nach dem guten Leben sowie zum empirischen Fallbeispiel des Hamburger Oberhafenquartiers als neues Kultur-, Kreativ-, und Sportquartier bilden verbindende Zwischenkapitel.

Ein besonderer Fokus des Thesis-Projektes liegt darauf, ein Gespür für die „Greifbarkeit“ von Stadt und die Verkörperung des urbanen (Un-)Möglichen zu entwickeln. Daher wurde über drei Monate hinweg mittels ethnographischer Feldforschung mit einer Gruppe frei trainierender Traceure geforscht. Auf dem Weg durch die Hamburger Innenstadt konnte aufgezeigt werden, wie urbane Landschaft zu Fuß entdeckt, mittels eines besonderen Blicks gesehen und in der praktischen Aneignung neu interpretiert wird. Dabei werden Spielräume generiert, materialisierte Machtlogiken unterwandert und Freiheitsgedanken in einer ungewohnten Selbstverständlichkeit verkörpert. Konzipierte Räume werden re-codiert und vermeintlich nutzlose Orte neu erobert. Somit kommt es zu einer Auflockerung der räumlichen Textur, zur Transformation und Manipulation räumlicher Alltagsgegenstände durch Zweckentfremdung und Mehrfachnutzung. Doch nicht nur räumliche Strukturen, sondern auch soziale Normen und Regularien werden in Frage gestellt. Die unkonventionelle Gebrauchsweise urbaner Räume verweist auf Grauzonen zwischen öffentlich und privat, aber auch sozial akzeptiertem und nicht toleriertem Verhalten. Die untersuchte Bewegungspraxis erweist sich schließlich als eine performative Kritik einseitiger Raumnutzung und normativer Ordnung. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Kommerzialisierung wird zudem die Vereinnahmung der scheinbar „freien“ Bewegungsdisziplin sowie ihre Entwicklung hin zu einem sich abzeichnenden Trend der (Selbst-)Sportifizierung von Stadt nachgezeichnet. Problematisiert werden somit nicht nur die Phänomenologie der Bewegung im Stadtraum, sondern auch dominierende Gestaltungs- und Governance-Logiken. Schließlich ist das Thesis-Buch ein Plädoyer für die spielerische Stadt(-Gestaltung) und setzt anhand der aufgezeigten Designing-In-Logiken ein Zeichen für den Mehrwert Design-geleiteter Forschung.

Thesis-Vorbereitung


Komplexe Fragen der „Urbanen Problematik“ abseits simplifizierender Problemlösungsstrategien zu bearbeiten, bedeutet, nicht nur die Raumproduktion, sondern auch den Forschungs- und Gestaltungsvorgang als Prozess anzuerkennen - ein Prozess, der im Rahmen der eigenständig erarbeiteten Dokumentation zum „Research and Design Transfer“ eingehend reflektiert wird.

Ausgehend davon, dass sich Raum-Wissen nicht nur aus theoretischer und praktischer Befassung oder institutioneller Verankerung speist, sondern selbst angeeignet wird und aus der eigens gewonnenen Erfahrung hervorgeht, beabsichtigt das von mir konzipierte Spielbuch solch implizites Wissen sichtbar zu machen. Dies gelingt, indem vor dem Hintergrund der „Wissensgenese“ zuerst ein selbstreflexiver Zugang zu meiner persönlichen und fachlichen Positionierung innerhalb inter- und transdisziplinärer Forschungsfelder erarbeitet wird. Daran anschließend bildet der Projektkatalog unter der Rubrik „Wissensgebrauch & Wissensdarstellung“ das Herzstück der Reflexionsarbeit. Er fungiert als offenes Wissensarchiv, das durch das besondere Darstellungsformat des Buches unterstützt wird – mittels vielfacher Verweise auf „Ansätze“, „Werkzeuge“ und „Methodiken“ kann einem individualisierten „Lesepfad“ gefolgt und zwischen den Kapiteln vor- und zurückgesprungen werden. Zu den „Spielmaterialien“ gehören schließlich nicht nur die neu versammelten Studienprojekte, sondern ebenfalls ein Fundus an spezifischen Methoden des Wahrnehmens, Beobachtens, Dokumentierens und Befragens.

Zu guter Letzt erinnern ausgewählte methodologische Zugänge zur „offenen Form“ an eine wesentliche Grundhaltung des Urban Designs und somit an unzählige Möglichkeiten, vielfältige Wissensquellen neu zu arrangieren und in einen fruchtbaren Dialog miteinander zu bringen. Nur eine reflektierte Forschungs- und Gestaltungstätigkeit vermag schließlich das Urbane in seiner Prozessualität und Unbestimmtheit zu repräsentieren. Dieses Buch ist ein Beispiel für eine solche Repräsentationsweise und schafft einen Rahmen, innerhalb dessen Raum-Wissen aktiviert, reflektiert und verfügbar gemacht wird.

Urban Design Project 2


Die interdisziplinäre Projektarbeit „Home-making. Realisierungsweisen bezahlbarer Wohnformen in urbaner Praxis“ machte sich zur Aufgabe, die Verbindung von habitat (Wohnung) und habiter (wohnen) neu zu verhandeln und in eine anpassungsfähige räumliche Programmierung sowie einen richtungsweisenden Gesamtentwurf zu übersetzen. Ziel dabei war es, auf unterschiedlichen Maßstabsebenen, neuen aufkommenden Lebensstilen und Wohngewohnheiten in Form einer Projektentwicklung Rechnung zu tragen.

Gegenstand des architektonischen Entwurfes ist folglich das Nebeneinander von individuellen Lebensentwürfen und Arbeitsweisen, die im Kontext unserer multilokalen Gesellschaft in Relation zueinander gebracht werden. Die Frage, wie flexible und fluide Arbeitsverhältnisse neue Mobilitätsmuster hervorbringen und sich zunehmend im multilokalen Wohnen verfestigen, regt Überlegungen zur gelungenen räumlichen Koppelung von Wohnen, Leben und Arbeiten an. Kombinationen von Wohn- und Organisationsweisen werden im Recherche- und Designprozess des interdisziplinären Teams (ein Architekt, zwei Urban Designerinnen) erprobt. Gerade das Zusammendenken kostengünstiger, gemeinschaftlicher Wohnformen und zeitgenössischer Arbeitsweisen (home-office, co-working etc.) birgt großes Potential für die forschende Gestaltung ausdifferenzierter Behausungsformate, die vielseitige GebrauchsFORMEN zulassen.